Dienstag, 4. Mai 2010

Späte Sieger


Ich bin mal böse. Deutschland verliert 1945 den Krieg. Massenmord und die Zerstörung Europas - einschließlich der osteuropäischen Staaten - bleiben ungesühnt. Wir leben in Folge vom Großmut der Opfer. Die Täter - mehr als viele, nur wenig weniger als alle - sind weder einsichtig, noch zeigen sie Reue. Sie sind still. Und rücken zurück in’s Glied und Geschäft. Passend und Deckung bietend - Glück gehabt - bricht der Ost-West-Konflikt aus. Die Deutschen machen weiter. Nichts ist gewesen. Wegducken. Wir zahlen und kaufen uns raus. Aus der Schuld. Ein, wie alle finden, ehrliches Geschäft. Bilanzier- und abrechenbar. Damit muß es dann aber auch ein Ende haben. Der Rest ist - nicht immer, aber doch in den allermeisten Fällen - steife, inhaltsleere Gedenkkultur. Gesten, die nicht stimmen, im Herzen nicht verankert sind. Keine Haltung, keine Trauer, kein Eingedenken, kein Mitfühlen, keine Reue, kein Erschrecken vor dem eigenen Tun. Heute darf zurückbilanziert werden. Die Schuld ist beglichen, der Zahlmeister kann diktieren, wo’s lang geht. Gäbe es rationale, im Geiste internationaler Solidarität geführte Diskussionen, wäre alles - oder doch vieles - in Ordnung. Der Duktus ist ein anderer, wohl vertrauter: Faul, schmarotzend, aus der Art - der deutschen Art - geschlagen sind die, für die wir, die fleißigen und sparsamen Deutschen zahlen sollen! Frau Merkel macht „die Eiserne“. Viel gedarbt, im Osten lange am leeren Stiel gelutscht, soll’s nun - ganz authentisch wirkt sie dabei - nach vorne gehen. Den Griechen die Leviten lesen. Das hat Klasse. Nun gewinnen wir ihn doch noch, den Krieg. 2010. Prima!

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