Sonntag, 31. Januar 2010

Frozen Sudhaus


Kunst wärmt nicht. Essen kann man sie auch nicht. Ein scharfer Winter trennt die Flaneure von den Kunstliebhaberinnen. Ernsthaftes Interesse ist gefordert, wenn Außen- wie Innentemperatur die Frostgrenze erreicht oder unterschritten hat. Die CoachingCulture Gallery präsentierte unter dem Titel „Frozen Sudhaus Art“ Arbeiten von Gerard Waskievitz, Emel Geris, Gabriela Oehring, Peter Goettler, Björn Paulissen und Nanako Shikata. Gut 130 Jahre lang gärte hier - in der Neuköllner Kindlbrauerei - die Hefe, wurden Kessel mit Malz, Wasser und Hopfen befüllt, um Berlin mit Bier zu versorgen. Im Sudhaus wurde die Würze produziert. Daran hat sich nichts geändert. Heute - nach Einstellung des Brauereibetriebes - ist es nicht mehr das Bier, das Geist und Körper nährt. Die Kunst springt ein. In Form einer Zwischennutzung. Wie so häufig. Die Planung für das große Areal, die zwischen Kunst und Kommerz, Büro und Geschäften, Wissenschaft und Kultur, Arbeit und Erholung, Trödel und Gastronomie pendelte, zwischendurch den Wallenstein durchreiten sah, ist momentan bei einer Mischnutzung ohne sichtbares und ausstrahlendes Profil angekommen. Das ist schade. Hier, im Herzen Nord-Neuköllns, im gebeutelten Rollbergviertel, hätten ein paar kräftige Impulse für die Entwicklung des Quartiers gut getan. Die CoachingCulture Gallery tut, was sie tun kann: Zugänglich machen, erschließen, Projekten und Kommunikation Raum geben, Künstlerinnen und Künstler fördern, Nachbarschaften einbinden und die bezirkliche Kulturpolitik bereichern. Heute noch, aber unbedingt warm anziehen!

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