Donnerstag, 17. September 2009


Ein guter Auftakt für das QM Donaustraße-Nord? Ja und Nein. Ja, die Aula der Rixdorfer Grundschule war gut besucht. Dazu trug sicher bei, dass zu Beginn Mädchen der 5. Klassen mehrere Tänze aufführten. Sie sahen stolze Eltern und Geschwister und ein applaudierendes Publikum. Die nachfolgende Vorstellung des QM-Teams, eingerahmt in die obligatorisch humoristische Begrüßung durch Heinz Buschkowski und ein kurzes Grußwort seitens der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, ging angenehm knapp und mit wenigen Powerpoint-Schablonen über die Bühne. Inklusive kurzer und kritischer Nachfragen, womit sich denn der Schillerkiez die geplante Task-Force verdient habe. Dann ab zum Buffet und Small Talk danach.
Nein, weil die Veranstaltung das ganze Dilemma der QM-Konstruktion offenbahrte. Routine, Routine, Routine. Das enge Korsett, in dem QM’s agieren, zwingt regelrecht dazu, Aufgaben professionell abzuarbeiten. Es fließt Geld in vernachlässigte Quartiere, sortiert nach Fördersäulen, juriert durch gewählte und nach Proporz zusammengestellte Gremien, terminlich festgezurrt und mit dem Druck versehen, die Mittel fristgerecht und „ordentlich“ auszureichen und abzurechnen. Im Zweifelsfall wählt man die „sicheren Projekte“, sucht gezielt Kooperationspartner und spricht insbesondere Institutionen - Schulen und Kita’s etwa - an. Es wundert daher nicht, dass alle QM’s, obwohl in unterschiedlicher Trägerschaft, kaum unterscheidbar agieren und keine eigene „Handschrift“ ausbilden.
Was auf der Strecke bleibt, trotzt aller Verlautbarungen, sind Experimente mit offenem Ausgang und die - wie eine Monstranz - hochgehaltene Bewohnerbeteiligung. An 99% der im Kiez Lebenden gehen die Aktivitäten des QM’s vorbei. Wie viel Nachbarschaft an diesem Abend vertreten war, war schwer auszumachen. Eltern ganz sicher, etliche Lehrerinnen und Lehrer, die aus anderen Stadtteilen anreisen, ansonsten Funktionsträger, woher und warum auch immer. Um nicht missverstanden zu werden. Die Vergabe von Mitteln an Projekte, die in anliegenden Schulen und Kita’s Gutes tun und bewirken, geht völlig in Ordnung. Dafür braucht es aber kein QM. Das Geld könnte den Institutionen direkt zukommen und von diesen – in Abstimmung mit Eltern wie Schülerinnen und Schülern – verausgabt werden. Gestärkt werden könnten ebenso Kinder- und Jugendeinrichtungen, die im näheren Umfeld arbeiten, um Kooperationsprojekte aufzubauen, zu stärken oder zu sichern. Gegenteiliges erleben wir allerdings derzeit in Berlin. Dem Geld, was über QM’s in die Gebiete gepumpt wird, stehen vielfach höhere Summen gegenüber, die über Sparvorgaben und Streichungen im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit erbracht werden müssen. Nicht nur kein Nullsummenspiel, sondern - auf’s Ganze betrachtet - ein Verlust. Dafür können die Kolleginnen und Kollegen des QM’s nichts. Sie sollten aber wissen, dass ihre Arbeit auch Teil einer bezirklichen wie gesamtstädtischen Politik ist, die sich mehr und mehr der Armutsverwaltung verschreibt.
Bewohnerbeteiligung, sofern sie mehr meint als die Mitnahme der ohnehin schon Aktiven, ist mit den gewählten Methoden nicht zu haben. Was bleibt, ist ein über Berlin gespanntes Netz von Projektbüros, die in der einen oder anderen Form öffentliche Mittel verausgaben. Beschäftigungsmaßnahmen für Stadtplanerinnen, Architekten und andere studierte Menschen. Auch das geht in Ordnung, ließe sich aber sicher auch anders bewerkstelligen. Die eigentlichen Probleme in den Quartieren hängen an Arbeit und Einkommen. Dass die QM’s hier keinerlei Wirkung haben, kann ihnen nicht zum Vorwurf gemacht werden. Es hieße, diese Maßnahmen völlig zu überschätzen. Vorschlag: ideologisch abrüsten, ein gesunden Pragmatismus pflegen, nach neuen Modellen von Bürgerbeteiligung suchen, selbst wenn die „Verwaltungsvorgaben“ drücken. Risiken eingehen und nicht nur die sicheren Wege wählen.

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